Vögeli AG ist das erste Druckunternehmen in der Schweiz, welches Cradle to Cradle Certified™-Drucksachen anbietet. Erstmals können in der Schweiz Druckprodukte hergestellt werden, die für Mensch und Natur unbedenklich sind. Mit dem Label nehmen sie eine Vorreiterrolle im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit ein.

Wie erklärt sich Cradle to Cradle ganz einfach?

Vögeli: Cradle to Cradle bedeutet, dass kein Abfall entsteht. Bis jetzt kennen wir vor allem die lineare Wirtschaft, bei welcher etwas hergestellt wird, was nach seiner Verwendung im Abfall landet. Die Produkte müssen verbrannt oder deponiert werden, wodurch die Ressourcen vernichten werden. Auf lange Sicht hat das Folgen für unsere Umwelt. Cradle to Cradle möchte Produkte deshalb so konzipieren, dass kein Abfall entsteht.

Es ist eine sogenannte Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, die Ressourcen, beziehungsweise das Produkt wird wiederverwertet oder in den gleichen Kreislauf zurückgebracht.

WiNK: Man leiht sozusagen das Produkt von der Natur aus.

Vögeli: Ja genau. Das bedeutet natürlich auch, dass die Materialien rein gehalten werden. Es dürfen keine schädlichen Stoffe beigemischt werden.

 

Wie unterscheidet sich Cradle to Cradle von einem Standard-Druckvorgang?

Vögeli: Cradle to Cradle deckt mehrere Sachen ab. Einerseits müssen Materialien rein gehalten werden. Schädliche Stoffe dürfen nicht beigemischt werden. Dabei geht es in erster Linie darum, bei der Beschaffung der Materialien mit unseren Lieferanten, den Papier- und Farbherstellern, zu schauen, dass keine toxischen Stoffe in den Produkten enthalten sind.

WiNK: War das schwierig oder von welchem Zeitrahmen sprechen wir?

Vögeli: Die Umsetzung brauchte natürlich Zeit. Am Anfang hatten wir nur eine geringe Auswahl an Produkten wie Farbe, Lack, Papier und Leim. Um diesen Grundstein zu legen, brauchten wir eineinhalb bis zwei Jahre. Damit aus den veränderten Materialien immer wieder das gleiche Endresultat erzielt werden kann, verwenden wir Zusatzmittel wie Waschmittel, welches ebenfalls nicht chemisch ist.

Andererseits muss mit 100 % erneuerbarer Energien produziert werden. Im Gegensatz zum bestehenden Recycling Vorgang wird das Papier vollständig recycelt, ohne dass dabei etwas nicht mehr verwendet werden kann.

Und zum Schluss enthält die Cradle to Cradle Zertifizierung noch soziale Standards. Damit sind Gleichberechtigung, Mindestlöhne und Lohngleichheit gemeint. Das Label ist sehr umfassend.

Ihr seid Goldpartner und erfüllt bereits alle Anforderungen. Kann sich das Zertifikat noch weiterentwickeln oder geht es nur noch darum gute Arbeit zu leisten? Wo sieht Vögeli noch Entwicklungspotenzial?

Vögeli: Wir möchten die Auswahl an Materialien noch erweitern. Laminagen oder Verpackungen mit Sichtfenster, können im heutigen Stand noch nicht produziert werden.

Wir entwickeln die Zertifizierung, anhand neuer Erkenntnissen, fortlaufend weiter und versuchen eigene Kreisläufe zu bilden. Dazu nehmen wir Produkte wie Broschüren oder Verpackungen von unseren Kunden wieder zurück.

 

Druck sollte ja langlebig währen – trotzdem: Wie entsorgt man am besten die Drucksachen von Vögeli?

Vögeli: Am besten ist es, wenn unsere Kunden die Produkte an uns zurückbringen. Ebenfalls gut ist das normale Papierrecycling. Das Papier kommt in diesem Fall mit den restlichen Druckprodukten zusammen, von welchen man nicht genau weiss, mit welchen Materialien sie produziert wurden und woher sie stammen.

In Deutschland gibt es ein Trennsystem, das speziell hergestellte Abwaschmittelflaschen, durch einen Frosch auf der Flasche trennen kann. Ich denke, das wird auch Zukunft für Cradle to Cradle sein.

 

Das wäre in diesem Fall also eine Technik oder Methode gefragt, um das Papier zu trennen?

Vögeli: Ja. Irgendwann ist es möglich das Papier entweder vom restlichen Altpapier zu trennen oder alle Papiere nach dem Cradle to Cradle Standard herzustellen, dann wäre das Problem auch gelöst.

 

Gibt es ein deutsches Wort für Cradle to Cradle?

Vögeli: Ja! Übersetzt heisst es «von der Wiege zur Wiege». Das bedeutet, wenn ein Produkt am Lebensende ist, entsteht wieder etwas Neues daraus.

 

Erklärt ihr das auch Euren Kunden so?

Vögeli: Eine interessante Frage, denn genau das ist ein Problem. Cradle to Cradle ist noch nicht sehr bekannt. Deswegen wissen viele nicht, was es ist. Wir haben ein optimales Video, welches das Ganze verständlich erklärt. Hier geht es zum Video!

 

Für welche Kunden empfiehlt sich ein Cradle to Cradle Druck?

Vögeli: Grundsätzlich für alle Leute, die wissen wollen, was in ihren Verpackungen oder Produkten ist. Und vor allem, welche chemischen Stoffe nicht enthalten sind. Im klassischen Druckbereich sind das Kunden, denen die Nachhaltigkeit wichtig ist. Sie benötigen Produkte wie Geschäftsberichte und Nachhaltigkeitsberichte.

WiNK: Also wenn man schon druckt, dann richtig.

Vögeli: Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, muss das nicht heissen, dass man nicht mehr drucken kann. Es gibt keinen Grund ein Produkt, welches keinen Abfall hinterlässt und wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden kann, nicht zu drucken. In diesem Fall sind sie weniger schädlich als digitale Kommunikation.

 

Wie kommuniziert man Cradle to Cradle optimal auf den Produkten?

Vögeli: Die Cradle to Cradle Zertifizierung lässt sich auf verschiedene Arten erwähnen. Unsere Kunden erwähnen es durch ein Logo oder einen Satz im Impressum, manche auch im Vorwort oder in der Einleitung. Kunden, welche viele und regelmässige Auflagen produzieren, erwähnen es auch oftmals auf ihrer Webseite.

 

Deklariert ihr Produkte, welche nicht nach dem Label produziert? Gibt es Einschränkungen auf die Produkte?

Vögeli: Ja. Für Geschmacks- und Luftundurchlässige Verpackungen haben wir noch kein Material. Wir achten jedoch darauf, den Plastik oder Kunststoff für diese Produkte möglichst gering zu halten.

 

Wie hilft ihr den Kunden, den Plastik möglichst gering zu halten?

Vögeli: Im Allgemeinen versuchen wir alles rund um die Verpackungen und Bandenrollen zu minimieren. Gegen Fettflecken haben wir mittlerweile einen Lack, welchen wir einsetzen können. Beim Plastik sind uns jedoch die Hände noch gebunden.

Welche Einschränkungen haben Cradle to Cradle auf das Design?

Vögeli: Wir drucken vor allem mit CMYK Farben. Sie sind Lebensmittelecht. Pantone, Leuchtfarben, Weissdruck, Gold und Silber sind nicht möglich. Auch bei den Veredlungen sind wir eingeschränkt. Stanzungen und Prägungen sind möglich, Folienprägung nicht.

 

Und beim Leimen seit ihr nicht mehr eingeschränkt?

Leime und diverse Lacke können wir bereits nach den Cradle to Cradle Standards herstellen.

WiNK: Die Frage nach Relieflacken, Folienprägungen und diversen Veredelungen von Produkten, welche nicht nach dem Label hergestellt, erübrigen sich ohnehin bei den Kunden, die nachhaltig sein wollen.

 

Was ist die Philosophie von Vögeli Druck?

Vögeli: Wir versuchen seit über 20 Jahren unsere Druckerei nachhaltig aufzubauen. Begonnen hat es damit, dass man auf den Alkoholzusatz verzichtet hat. Wir haben angefangen, die Klimatisierung mit Grundwasser energieeffizient zu machen. Ebenfalls setzen wir zu 100 % auf Ökostrom und heizen mit der Abwärme von unseren Druckmaschinen.

Aus dieser nachhaltigen Philosophie entstand Cradle to Cradle. Das hat sich mit der Zeit so eingebrannt bei uns. Auch bei unseren Mitarbeiter:innen. Inzwischen sind wir komplett fossilfrei und haben sogar einen E-Lieferwagen und Elektroautos für unsere Kundenberater:innen. Das einzige, was wir noch kompensieren, ist die Herstellung des Papierlieferanten, wenn er das Papier nicht selbst herstellt und die Lieferung von ihm zu uns.

 

Wie gleicht ihr das aus?

Vögeli: Das gleichen wir mit Projekten von Swissclimate aus.

 

Und zum Schluss: Was sind denn richtig coole Projekte von Vögeli?

Vögeli: Es entwickeln sich immer wieder neue Geschäftsfelder, welche ihre Produkte mit gutem Gewissen verbreiten möchten. Wir durften bereits einige coole Projekte mit Cradle to Cradle umsetzen. Dazu gehört unter anderem die 100 % nature Linie von Calida. Oder ein italienischer Möbeldesigner, welcher Designermöbel aus unserem Altpapier herstellt.

 

Vielen Dank Renato für das aufschlussreiche Gespräch.

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